45 Entstehung der Realität Interview mit Autor Jörg Starkmuth

Hier ist der transkribierte Text zu meinem Interview mit Autor Jörg Starkmuth:

Sebastian: Die Entstehung der Realität – Wie das Bewusstsein die Welt erschafft ist ein faszinierendes Buch* von Autor Jörg Starkmuth. Das Buch hat über 500 Seiten und besteht aus meiner Sicht gleich aus mehreren Büchern. Im ersten Teil geht es primär um die wissenschaftlichen Zusammenhänge, wie Relativitätstheorie, Quantenphysik, Zeit und Raum sowie die Dimensionen. Danach folgen nützliche Informationen zur Realitätssteuerung. Abgerundet wird das Buch durch den bereits enthaltenen Fragen- und Antworten-Band. Zusätzlich gibt es passende Zitate und besonders hilfreiche Zusammenfassungen in grauen Kästen. Persönlich konnte ich für mich sehr viel aus dem Buch ziehen. Deshalb freue ich mich sehr, den Autor Jörg Starkmuth heute zu diesem Thema bei mir als Interviewpartner im Podcast zu haben. Hallo lieber Jörg!

Jörg Starkmuth: Hallo, freut mich, dass ich dabei bin!

Sprache zur Benennung von Dingen

Sebastian: Ich starte direkt mit meiner ersten Frage:
Du beginnst Dein Buch mit dem Thema Sprache und der Benennung von Dingen. Dadurch wurde eine künstliche Unterteilung der Welt geschaffen. So hat jeder Mensch bei ein und demselben Wort unterschiedliche Vorstellungen. Was ergibt sich daraus?

Jörg Starkmuth: Das war mir am Anfang vom Buch ganz wichtig, das zu sagen, denn so ein Buch ist ja Sprache, und alles, was wir miteinander so austauschen, ist Sprache und ist Verstand. Und wir können die Welt gar nicht beschreiben, ohne in dieses Konzeptsystem zu gehen, was unser Verstand und unsere Sprache darstellen. Und das ist ein evolutionär gewachsenes System und das war ursprünglich zur Überlebenssicherung gedacht. Da ging es darum, zu sagen: „Hinter dem nächsten Hügel gibt es Himbeeren, aber pass auf, ich habe auch einen Bären gesichtet.“ Das wäre schwierig, wenn es diese Sprache nicht gäbe und wenn man die Welt nicht in voneinander getrennte Dinge einteilen würde. Wenn man sich also tiefere Gedanken über die Natur der Realität oder der Welt machen will, dann geht das gar nicht anders, als dass man sich das klarmacht, dass alles, was wir versuchen, in Gedanken und in Worten auszudrücken, Modellbildungen sind, denn in Wirklichkeit ist es nicht so, dass die Welt aus Dingen besteht. Die besteht nicht aus separaten Objekten. Wir konstruieren das in unserem Verstand so, damit wir die Dinge – wir können gar nicht anders denken als in Dingen – auseinanderhalten können und nach Wichtigkeit einstufen können und nach Bedeutung für uns, aber in Wirklichkeit ist die Welt ein Kontinuum. Das sagt sowohl die Quantenphysik: Alles sind schwingende Quantenfelder, die ineinander übergehen und deren genauere Natur wir bis heute nicht kennen. Und auch sonst: Auch chemisch gibt es stufenlose Übergänge zwischen uns, physikalisch gibt es stufenlose Übergänge zwischen uns, zwischen den Dingen der Welt, die wir so wahrnehmen. Es ist in Wirklichkeit alles miteinander auf irgendwie die ein oder andere Weise verbunden. Und wenn man sich das nicht klarmacht, dann verwechselt man leicht mal eine sprachliche Aussage mit einer Wahrheit. Und die ultimative Wahrheit kann man aber sprachlich gar nicht ausdrücken. Deswegen habe ich das so sehr betont, damit einem das klar ist, dass wir mit Weltbildern immer nur gedankliche Modelle aufbauen. Die können also gar nicht ultimativ wahr sein, weil, ultimative Wahrheit gibt es entweder nicht oder sie ist in Sprache gar nicht ausdrückbar und in Gedanken auch nicht. Aber wir müssen das natürlich versuchen, einem Weltbild anzunähern, mit dem wir was anfangen können und das uns dabei hilft, einfach tiefergehende Erfahrungen zu machen und mit der Welt besser zurechtzukommen. Aber diese Unterscheidung ist sehr wichtig.

Sebastian: Ja, vom Prinzip her ist das einem ja in Ansätzen bekannt, aber so wie du das im Buch ausführst, geht das in eine Tiefe, die für mich total hilfreich war.

Jörg Starkmuth: Ja, das freut mich. Also wie gesagt, es war mir sehr wichtig, es zu betonen. Und ich glaube, wenn ich noch mal ein Buch schreibe, kommt da sowas Ähnliches rein.

Verschiedene Dimensionen zum besseren Verständnis

Sebastian: Du hast auch was geschrieben, und zwar geht es da um die dritte Dimension. In der sind wir ja als „gewöhnliche“ Menschen zu Hause. In der ersten Dimension ist ein Würfel eine Linie, in 2D, also der zweiten Dimension, ist es ein Quadrat und in 3D ist es ein Würfel. So weit, so gut. Das war auch klar bekannt, aber bei dir supergut formuliert und für mich wieder hilfreich. Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Dimensionen. Das sollte auch dem ein oder anderen klar sein. Die überschreiten jedoch unsere Vorstellungskraft. So ist es ein bisschen schwer, sich das vorzustellen, deshalb sagst du: In der vierten Dimension ist ein Würfel ein Hyperkubus. In deinem Buch zeigst du auch eine Darstellung und auf YouTube habe ich auch ein Video dazu gefunden. Das ist übrigens sehr empfehlenswert. In deinem Buch hast du deshalb zum besseren Verständnis die Flabs eingefügt. Was verbirgt sich denn hinter den Flabs?

Jörg Starkmuth: Ja, also eigentlich nenne ich sie „Flabs“. Das ist also mehr so Englisch. Das steht für „Flat Being“, also „flaches Wesen“. Das ist an sich auch ursprünglich nicht meine Idee. Es gab schon mal irgendetwas, das nannte sich „Flachwelt“. Da hat jemand sowas Ähnliches erfunden, aber da war das ein bisschen abstrakter mit geometrischen Formen oder sowas, die in so einer Fläche liegen und irgendwie lebendig sind. Ich habe gedacht, ich mache das mal ein bisschen lebendiger, und habe wirklich so Figuren erfunden, die in einer zweidimensionalen Fläche leben, die aber auch wirklich Augen haben und auch einen Magen und Füße oder mehr so Tentakel. Menschlich sehen die nicht aus, könnten sie auch gar nicht, weil sie, wie gesagt, in der Fläche leben. Das heißt, man könnte sie problemlos auf eine Postkarte drucken – es gibt übrigens auch eine Postkarte davon – und im Buch sind auch diverse Abbildungen davon. Die können tatsächlich nur in diesen zwei Dimensionen, zum Beispiel des Papiers des Buches, wahrnehmen und sich bewegen. Die wandern so hin und her und können vielleicht nach oben und unten hüpfen. In deren Welt gibt es auch Schwerkraft, aber sie können nicht aus dem Papier raus oder tiefer in das Buch rein.

Und das ist so ein bisschen die Analogie zu uns, weil, diese Flabs können sich unsere dritte Dimension überhaupt nicht vorstellen. Es gibt ein schönes Beispiel, das ich auch im Buch genannt habe: Wenn jetzt zum Beispiel eine dreidimensionale Kugel durch den Raum driftet und zufällig durch so eine zweidimensionale Flab-Welt durchdringt, dann würde bei denen wie aus dem Nichts ein Kreis in der Luft erscheinen. Der würde immer größer werden, bis die Kugel an ihrem Äquator sozusagen angekommen ist, und dann würde die Kugel wieder aus dem Papier rauswandern und dann würde der Kreis für die Flabs wieder schrumpfen. Sie würden den Kreis natürlich nur von der Kante sehen, aber das würde wieder schrumpfen und es würde dann verschwinden. Und dann würden die sagen: „Was war das denn gerade bitte? Das ist ja spooky. Das kam aus dem Nichts und ist wieder verschwunden“, und dann würden die wahrscheinlich Bücher über Metaphysik zu Rate ziehen und sich fragen, was das jetzt war, und dann würden sie esoterische Kulte bilden, um das zu erklären und so weiter. Und für uns wäre das was völlig Normales. Das ist also ein bisschen so eine kleine Metapher, die ich auch in unterschiedlicher Weise noch im Buch weiter ausführe, um klarzumachen, dass höhere Dimensionen Phänomene ermöglichen und auch Wahrnehmungen ermöglichen, die für uns überhaupt nicht vorstellbar sind, aber die eigentlich aus dieser Sicht völlig normal wären. Bei so einem Flab kann man zum Beispiel als Mensch, der in das Buch reinschaut, den Mageninhalt sehen. Der Flab selber guckt nur von der Seite auf seine Körpervorderkante und kann den Magen von seinem Mit-Flab nicht sehen und ist auch wahrscheinlich ganz froh darum, weil dann würde man den ganzen Inhalt auch gleich sehen und so weiter. Solche Unterschiede gibt es da je nach Dimension.

Dimension ist ein mathematisches Konstrukt

Ich muss dazusagen: Dimension ist ein mathematisches Konstrukt in diesem Sinne. Unseren dreidimensionalen Raum stellen wir mathematisch so dar mit drei Dimensionen, weil man damit jeden Punkt im Raum ansteuern kann. Wir müssen uns auch bei Sprache klarmachen: Auch Mathematik ist eine Abstraktion. Man kann zum Beispiel genauso gut Farben in einem Raum darstellen. Farbräume werden in der Drucktechnik standardmäßig benutzt und auch in der digitalen Bildverarbeitung. Da gibt es den Farbraum Rot, Grün und Blau. Das sind drei Dimensionen. Jede Farbe kann man in einen Rot-, Grün- und Blau-Anteil aufteilen und irgendwo anordnen und dann hat man die in einem Raum. Das ist ziemlich abstrakt, aber man kann es sich dann besser vorstellen. Und unsere eigene Wahrnehmung von Raum ist eigentlich genauso abstrakt. Wir kriegen einen Datenstrom in unser Bewusstsein und wir konstruieren uns in unserem Kopf daraus eine Art Raum, den wir dann gefühlt wieder nach draußen projizieren und dann außerhalb von uns wahrnehmen, aber tatsächlich ist auch das wieder eine Abstraktion. Und insofern, wenn man jetzt sagt: „Es gibt höhere Dimensionen“, dann ist das auch wieder ein Weltbild. In der Stringtheorie zum Beispiel gibt es, glaube ich, 11 oder 12 Dimensionen. Die braucht man einfach, um alle Eigenschaften dieser Welt, die da abstrakt formuliert werden, unterzubringen, aber zum Beispiel in dem Möglichkeitsraum-Modell, das ich im Buch aufstelle, gibt es noch unendlich viel mehr Dimensionen. Ob man die jetzt als Dimension interpretiert oder nicht, kann man so oder so sehen. Es hat zum Beispiel auch mal jemand nachgewiesen, dass die ganze dreidimensionale Welt, unser Universum, auch ein Hologramm sein könnte. Die könnte auf einer zweidimensionalen Fläche codiert sein und wäre quasi nur eine Projektion, die dreidimensional wirkt. Aber in wie vielen Dimensionen man die Daten unterbringt, das ist auch eine Frage des Weltmodells. Das ist alles sehr spannend, wenn man sich da nähere Gedanken drüber macht.

Sebastian: Und wenn man sich Gedanken macht, dann ist man auf jeden Fall bei deinem Buch richtig. Und ich merke, dass der Podcast auch sehr nützlich ist, weil ich jetzt gelernt habe, dass es „Flabs“ (englische Aussprache) heißt statt „Flabs“ (deutsche Aussprache).

Jörg Starkmuth: Ja, unheimlich wichtig. (lacht)

Erklärung von Multiversum und Variantenraum

Sebastian: Du hast gerade das Multiversum angesprochen – der Raum der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich spreche in meinem Podcast in diesem Zusammenhang auch gerne vom „Variantenraum“. Dazu gibt es die Viele-Welten-Deutung. Was sind hier die Hintergründe, die du im Buch ausführlich erläuterst?

Jörg Starkmuth: Das ist quasi der Ausgangspunkt für viele Leute gewesen und auch für mich, überhaupt auf die Idee zu kommen, dass es so etwas wie ein Multiversum oder einen Variantenraum geben könnte. Übrigens ein tolles Wort. Finde ich auch einen super Begriff. Ich hatte übrigens ursprünglich gedacht, ich hätte den Begriff „Möglichkeitsraum“ selbst erfunden, aber den habe ich dann auch irgendwo schon mal gefunden. Auch Multiversum, glaubte ich, wäre meine Erfindung. Gibt es alles schon, aber bedeutet alles mehr oder weniger dasselbe, nämlich eine Art höherdimensionaler Raum – auch wieder eine Abstraktion. Kann man als Raum interpretieren oder auch als abstrakte Datenstruktur, wo es unterschiedliche Varianten der Realität gibt, von denen nur eine bewusst erlebt wird. Zumindest von einer Bewusstseinsinstanz, also zum Beispiel von mir oder von dir, wird eine dieser Realitäten bewusst erlebt, aber die anderen existieren mindestens als Möglichkeit parallel dazu. Wie real die dann sind, das ist wieder eine philosophische Frage.

Ich sage noch mal was zum Ursprung: Es gibt in der Quantenphysik ja dieses lustige Phänomen, dass, wenn man davon ausgeht, dass es sowas wie Teilchen gibt, die einen bestimmten Ort einnehmen, dann steht man vor einem Problem, denn in vielen Fällen verhalten sich diese Teilchen nicht so, als würden sie einen bestimmten Ort einnehmen. Ein klassischer Fall ist das Doppelspaltexperiment. Wenn man Elektronen durch so einen kleinen Doppelspalt mit zwei sehr eng nebeneinanderliegenden Schlitzen schießt und wenn man direkt hinter die beiden Spalte Sensoren stellt, dann merkt man: „Aha, anscheinend fliegt ein Elektron immer durch einen der beiden Spalte und wird von dem Sensor dahinter dann registriert.“ Nimmt man die Sensoren da dann aber weg und stellt in etwas größerem Abstand dann so einen phosphoreszierenden Schirm auf, wo die Elektronen dann so als Pünktchen einschlagen, dann stellt man fest: „Aha, da entsteht dann so ein Interferenzmuster, das man eigentlich nur dadurch erklären kann, dass die Elektronen eigentlich überhaupt nicht durch einen Spalt geflogen sind, sondern irgendwie durch beide, und zwar als Welle und nicht als Teilchen.“ Und durch die Interferenz der Welle mit sich selber, dass die sich so überlagert, entsteht dann dieses Muster. Das funktioniert mit Lichtwellen ganz genauso. Und dieser sogenannte „Wellen-Teilchen-Dualismus“, dass Materie und auch Licht sich mal teilchenhaft verhält und mal wellenhaft verhält, das ist sehr lange ein sehr, sehr großes Geheimnis gewesen und ist bis heute nicht ganz aufgelöst. Und eine der Möglichkeiten, das zu erklären, war dann in den 50er Jahren die Viele-Welten-Deutung. Da hieß es dann: „Ja, vielleicht fliegt das Elektron ja in einer Realität durch den einen Spalt und in der anderen Realität durch den anderen Spalt. Und solange wir da nicht an der Stelle messen, haben wir sozusagen eine Überlagerung dieser beiden Realitäten. Und erst wenn wir durch diesen fluoreszierenden Schirm weiter hinten die Elektronen dazu zwingen, an einem bestimmten Ort zu erscheinen, dann wird eine einzelne Realität daraus. Dann wird die quasi ausgewählt.“ Und das ursprüngliche Modell sagte dann halt immer: Wenn so eine „Quanten-Entscheidung“ stattfindet – fliegt das jetzt durch den oberen Spalt oder durch den unteren? – würde sich quasi die ganze Realität aufspalten in zwei parallele Realitäten. Und das würde natürlich ständig passieren. Es würde also unendlich viele Realitäten geben, die alle parallel liegen und alle auch gleichberechtigt sind. Das heißt, auch ich zum Beispiel würde in sämtlichen Varianten existieren. Wenn ich mich jetzt entscheide, nach Amerika zu fliegen, würde ein anderer Teil von mir sich dagegen entscheiden. Das ist auch die Schwierigkeit, die ich damit habe, denn das würde bedeuten, dass ich in Wirklichkeit gar keine Willensentscheidung getroffen habe. In Wirklichkeit würde ich ja beides tun. Nur weil sich diese beiden Welten aufspalten und voneinander entfernen sozusagen und sich gegenseitig nicht wahrnehmen können, heißt das noch lange nicht, dass ich eine freie Entscheidung getroffen habe, denn in Wirklichkeit hätte ich ja beide Entscheidungen getroffen. Deswegen gefällt mir dieses ursprüngliche Viele-Welten-Modell auch nicht, sondern ich habe jetzt erst mal für meinen eigenen emotionalen Komfort die Variante bevorzugt, dass tatsächlich nur einer dieser Realitätspfade wirklich real wird, dadurch dass ich ihn als Bewusstsein wahrnehme. Und die anderen bleiben sozusagen Möglichkeiten. Das heißt, dieser ganze Variantenraum ist aus meiner Sicht ein Möglichkeitsraum mit potenziellen Realitäten darin und ich bin sozusagen kein Körper, kein Mensch in dem Sinne, sondern ich bin ein Bewusstsein, ein Fokuspunkt eines Bewusstseins, der durch diesen Möglichkeitsraum sozusagen durchwandert und in jedem Moment bewusste oder unbewusste Entscheidungen trifft, wodurch so eine Art Lebenspfad entsteht, der mich durch diesen Möglichkeitsraum durchführt. Und je nachdem, wie ich mich da selbst fokussiere und wie ich mich steuere, erlebe ich halt die eine oder die andere Realität. Und das ist im Grunde das Hauptthema des Buches.

Sebastian: Das ist absolut faszinierend. Und es gibt ja noch ein paar andere Bücher, die in die gleiche Richtung gehen. Ich beschäftige mich da in meinem Podcast auch sehr, sehr gerne mit in letzter Zeit und nutze das auch tatsächlich in meinem Alltag und wende das an. Und da ist ein Punkt auch spannend, der da für mich auch noch ein bisschen mit reinfließt, nämlich fast alles, außer Information – das habe ich auch bei dir gelernt – ist Energie. Siehst du einen Zusammenhang zwischen der individuellen Schwingung und der Wahl der Varianten? Kann es sein, dass ich nur die Varianten wählen kann, die auch auf meiner Schwingung liegen?

Jörg Starkmuth: Ja, das würde ich erst mal auf jeden Fall bejahen. Die Frage ist natürlich: Was ist eigentlich Schwingung? In spirituellen Kreisen wird dieser Begriff ja sehr gerne benutzt. Ich persönlich glaube auch – das ist jetzt aber wirklich eher ein Glaube – dass es was mit tatsächlicher Schwingung zu tun hat, dass es also hier wirklich auch wieder wahrscheinlich um Quantenfelder geht, die ja tatsächlich Frequenzen haben. Aber der genaue Zusammenhang zwischen einer tatsächlich messbaren oder beschreibbaren Frequenz, also einer realen Schwingung, die man irgendwie auch physikalisch beschreiben könnte, und dem, was du jetzt angesprochen hast, ist derzeit nicht beweisbar. Aber das, was mit Schwingung gemeint ist: Also normalerweise sagt man ja, eine niedrigere Schwingung ist zum Beispiel Angst und die Liebe ist eine sehr hohe Schwingung.

Sebastian: Genau.

Wir sind ein Kollektiv und wir sind keine getrennten Bewusstseinsinstanzen

Jörg Starkmuth: Also, wenn du das meinst mit Schwingung, dann definitiv hat das die entscheidende Auswirkung darauf, welche Realität du erlebst. Da muss man natürlich beachten: Wir sind ja ein Kollektiv und wir sind keine getrennten Bewusstseinsinstanzen, sondern wir sind ein Teil, insgesamt auch Aspekt eines Gruppenwesens und eines Kollektivs, das wiederum dem gleichen Prinzip unterliegt. Das heißt, wenn die Menschheit insgesamt oder auch eine bestimmte Gruppe oder eine bestimmte Nationalität oder ein Liebespaar oder wer auch immer irgendwie interagiert, dann bewegen die sich auch zusammen durch den Möglichkeitenraum und können sich nicht beliebig voneinander entfernen, weil dann würden ihre Realitäten auseinanderdriften. Und das passiert vielleicht bei jemandem, der eine Geistesstörung hat, aber normalerweise passiert das nicht. Das heißt, wir sind nicht beliebig frei in dieser Bewegung und wir sind ja auch von unserer Schwingung her mit unserem Umfeld gekoppelt. Das ist ja zum Beispiel auch eine Erfahrung, die oft gemacht wird, wenn du dich von deinem Umfeld weitestgehend abkoppelst und in die Mediation gehst und deine Schwingung total erhöhst und dadurch auch deine Persönlichkeit über die Zeit hinweg veränderst oder auch durch Therapie oder andere Maßnahmen, dann verändert sich auch dein Umfeld. Und da haben wir dann schon den Fall, dass etwas, was von der Schwingung her überhaupt nicht zusammenpasst, sich automatisch voneinander wegentwickeln wird, das heißt, du wirst andere Menschen treffen, du wirst in andere Umstände geraten, es werden andere Zufälle passieren. Das ist auch noch so ein Thema. Zufall in dem Sinne gibt es entweder nicht oder er hat eine ganz andere Erklärung. Es gibt bisher überhaupt keine Erklärung dafür. Also ich komme hier gerade von Hölzchen auf Stöckchen, aber du weißt, was ich meine.

Sebastian: Ja, absolut.

Jörg Starkmuth: Definitiv hat die Schwingung was damit zu tun, wo wir landen in diesem Möglichkeitsraum. Also das muss ich jetzt doch noch dazusagen: Das spricht auch wieder sehr dafür, dass es wirklich eine Schwingung sein könnte, denn das Ganze ist ja ein Resonanzprinzip. Und Resonanz ist ja eigentlich genau das, dass du eine Schwingung aussendest, eine Schallwelle zum Beispiel, und etwas anderes resoniert damit. Etwas anderes, das quasi die gleiche inhärente Schwingungsfrequenz besitzt, fängt dann an, mitzuschwingen. So wie wenn du in der Dusche singst und bei einem bestimmten Ton wird es plötzlich total laut, weil der genau zwischen die Wände von deiner Dusche passt, oder dein Armaturenbrett erst bei einer bestimmten Motordrehzahl plötzlich anfängt, zu vibrieren. Das sind alles so Resonanzphänomene. Und ich bin intuitiv ziemlich sicher, dass das, was du erwähnt hast, genau damit zu tun hat.

Widerspruchsfreiheit bei der Wahl meiner Realität

Sebastian: Im Buch sprichst du auch in dem Kontext von der Widerspruchsfreiheit bei der Wahl meiner Realität. Du hast ja auch gerade gesagt, wenn ich mit anderen Menschen zu tun habe und ich treffe da meine Wahl oder ich bin auf einer Schwingung oder ich ändere meine Schwingung, dann müssen entweder die Menschen da mitziehen oder sie werden sich aus meinem Leben verabschieden. Und das muss ja auch dann letztlich für alle anderen Menschen gelten, mit denen ich zu tun habe. Wie findet denn diese Synchronisierung statt? Hast du da eine Idee?

Jörg Starkmuth: Ja, manche fragen sich dann: „Ist da so ein ständiger Funkkontakt zwischen uns und so?“ Das ist ein bisschen zu einfach gedacht, glaube ich, weil die eigentliche Illusion ist ja – das wird jetzt auch jeder, der spirituell einigermaßen bewandert ist, sofort bestätigen – dass wir getrennte Individuen sind. Das sind wir gar nicht. Wir empfinden uns so, weil wir Filter um unser Bewusstsein gelegt haben – das sogenannte „Ich“ oder auch Ego. Diese Illusion, dass ich ein separates Wesen bin, ist ja wichtig, um diese irdische Erfahrung hier machen zu können in dieser einzigartigen Form, aber das ist eigentlich nicht die tiefere Wahrheit, sondern wir sind wirklich ein Kollektivwesen, das wiederum auch mit allem anderen verbunden ist. Das ist quasi wie ein Ozean, aus dem so einzelne Inseln rausschauen. Es ist in Wirklichkeit alles verbunden, aber die Inseln, die über die Wasseroberfläche schauen, sehen erst mal wie einzelne Individuen aus. Und über diese Verbindung hinweg passiert ein permanenter Austausch von Informationen. Wiederum wer spirituell sich ein bisschen besser auskennt, kennt vielleicht auch die Idee, dass wir auf anderen Ebenen parallel existieren und dass wir ein höheres Selbst haben, dass viel, viel mehr Weisheit und Wissen und Information in sich trägt als unser individuelles Selbst. Und da ist es durchaus möglich, dass unsere höheren Selbste sozusagen, die immer noch auf das Individuum bezogen sind, sich aber untereinander die ganze Zeit austauschen und sich auch arrangieren. Und wenn man vielleicht auch eine bestimmte Erfahrung machen möchte – ich bin auch ein Vertreter der Reinkarnationstheorie auf jeden Fall. Das passt sonst alles nicht zusammen. Wenn wir eine bestimmte Erfahrung im Leben machen wollen, dann wird das möglicherweise tatsächlich schon vorher vorarrangiert durchaus, weil da passen dann die Eltern zum Beispiel. Da gibt es auch sehr interessante Informationen. Da könnte man jetzt noch stundenlang drüber reden. Ich bin gerade an einem sehr interessanten Buch dran, das wahrscheinlich in meinem Verlag auch erscheinen wird. Das lektoriere ich gerade und werde es dann wohl auch übersetzen ins Deutsche und rausbringen. Da geht es um vorgeburtliche Erinnerungen. Wo kommen wir eigentlich her? Also da ist ein gigantisches Bewusstseinsnetzwerk am Werk, von dem wir uns oberflächlich abgekoppelt haben, aber im Hintergrund passiert da ganz viel. Und das ist weitaus mehr als sowas wie eine telepathische Funkverbindung, also so eine einzelne Funkstrecke, sondern das ist wirklich ein hochkomplexes Netzwerk. Und diese ganze Trennung, die wir erleben, ist wirklich sehr, sehr oberflächlich.

Sebastian: Zum Thema Bewusstseinsnetzwerk: Das nennst du ja in deinem Buch auch „Hypernet“. Ich hoffe, ich habe es jetzt richtig ausgesprochen.

Jörg Starkmuth: Ja.

Sebastian: Das kann man auch „Informationsfeld“ nennen. Hierin ist alles enthalten, was es an Informationen gab und gibt und geben wird. Wie kann ich denn besseren Zugang dazu bekommen?

Jörg Starkmuth: Du hast den Zugang, sonst würdest du gar nicht existieren. Du bist quasi dieses Netz oder dieses Feld und hast es mal vorübergehend vergessen, um als Sebastian ein paar lustige Erlebnisse zu haben, sage ich mal so. Das ist zumindest meine Sicht der Dinge. Also der Zugang ist da. Was du mit Zugang meinst, ist wahrscheinlich: Wie kriege ich einen bewussteren Zugang dazu und wie kann ich das Ganze auch gezielt in meinem Sinne ausnutzen?

Sebastian: Genau.

Jörg Starkmuth: Und da sind wir dann wieder bei der Schwingung. Schwingung erhöhen ist nie verkehrt. Erstens geht es einem dann sowieso besser und zweitens wird auch nach wirklich einschlägiger Erfahrung von allen, die das wirklich betreiben, die Verbindung zu diesem Informationsfeld und auch die bewusste Verbindung besser. Wer sich zum Beispiel lange Jahre mit Meditation beschäftigt oder wer auch anfängt, seine Angststrukturen, sei es therapeutisch oder einfach durch Selbstreflexion und Versenkung und alles Mögliche, das alles zu verbessern und aufzulösen und die inneren Sperren wegzukloppen sozusagen, erlebt irgendwann auch: Das wird irgendwann mystisch ab irgendeinem Punkt. Ich bin an diesem Punkt noch nicht, aber ich habe wirklich genug Erfahrungen gehört und gelesen, um das zu wissen, dass das durchgehend so ist. Man fängt an, Telepathie zu erleben oder intuitive Eingebungen zu bekommen. Das ist meistens das Erste, was passiert, dass die eigene Intuition wesentlich besser wird, dass man viel mehr Impulse kriegt plötzlich: „Ich sollte jetzt lieber das machen und das vielleicht besser nicht.“ Das ist wie bei diesen Leuten, die plötzlich das ganz starke Gefühl haben: „Steige nicht in dieses Flugzeug. Nimm das nächste.“ Und dann weiß man, was passiert.

Sebastian: Ja, absolut.

Jörg Starkmuth: Ja, und solche Dinge. Also das hat wieder mit der Schwingung zu tun und die wird einfach umso höher, je mehr man sich von Angststrukturen befreit. Darum geht es ja auch im letzten Teil meines Buches dann – um diese ganz irdischen Gründe dafür, warum wir so ticken, wie wir ticken, und warum wir eben oft dann, obwohl wir es theoretisch könnten, dann doch nicht die Realitätsvariante wählen können, die wir gerne hätten, weil wir unbewusst einfach immer das Gegenteil wählen.

Sebastian: Ich nenne das ja immer „die Zeichen des Lebens“. Also das Leben schickt uns ununterbrochen Zeichen und unsere Kunst ist es, die zu erkennen und die zu verstehen und dann auch noch danach zu handeln. Wenn wir das schaffen, dann können wir uns ganz leicht leiten lassen und alles fließt einfach nur ganz leicht dahin.

Jörg Starkmuth: Ja, ja, genau. So geht das.

Gestaltung der persönlichen Realität

Sebastian: Dann schreibst du auch noch über die Gestaltung der persönlichen Realität. Da sind wir ja eigentlich schon mittendrin, aber was für mich total interessant war, ist, dass es als Motivation entweder das Erreichen-Wollen von angenehmen Gefühlen oder das Vermeiden-Wollen von unangenehmen Gefühlen gibt. Davon leiten sich alle weiteren Ziele ab. Dazu kommen dann noch die Instinkte. Wie spielen diese zusammen?

Jörg Starkmuth: Ja, die Instinkte sind dabei entscheidend. Also vorab: Ich will nicht ausschließen, dass es so etwas wie höhere Motivationen gibt, also spirituelle Absichten, aber das, was uns daran hindert, die Realität zu leben, die wir gerne leben möchten, hat alles mit sehr, sehr irdischen Motivationen zu tun. Und höhere Motivationen wären immer von ultimativer Liebe getrieben, aber irdische Motivationen sind eben nur zum Teil von Liebe getrieben und zu einem großen Teil auch von Angst. Und das ist im Endeffekt immer die Angst, entweder zu sterben oder völlig zu vereinsamen, also nichts mehr zu essen zu haben oder nicht mehr sicher zu sein. Und wenn man sich das genauer anguckt, wenn man jegliche Ängste, die wir haben, oder auch einfach nur unangenehme Gefühle mal hinterfragt – das kann natürlich so weit im Unterbewussten versteckt sein, dass man es nicht ohne therapeutische Hilfe rausfindet, aber bei dem, wo man selber weiterkommt, kann man das einfach mal spaßeshalber machen. Du wirst feststellen, es kommt immer dasselbe raus, nämlich immer eine von wenigen Grundmotivationen. Entweder, wie gesagt, du hast Angst zu sterben. Das ist eher der seltene Fall. Angst vor Einsamkeit ist ein sehr häufiger Fall in unserer Gesellschaft. Es ist relativ unrealistisch für die meisten, denn völlig vereinsamen tut kaum jemand, aber der Ursprung dahinter ist der Instinkt, der sagt: „Wenn du völlig alleine bist, dann bist du tot. Dann wirst du entweder verhungern oder vom nächsten Säbelzahntiger gefressen.“

Echte Probleme im Sinne von überlebensrelevanten Problemen haben wir überhaupt nicht mehr

Denn diese Instinkte sind leider in einer Zeit entstanden, wo wir überhaupt keine schützende Zivilisation um uns herum hatten, und diese Instinkte sind unverändert immer noch wirksam in unseren Gehirnen und versuchen nach wie vor fleißig – weil die können überhaupt nicht rational reflektieren – unser Überleben zu sichern. Und wenn dann unser Großhirn, das erst evolutionär gesehen viel später entstanden ist, so vor 200.000 Jahren in der heutigen Form etwa, glaube ich, uns rationale Geschichten erzählt und daraus Schlüsse zieht, dann werden diese Schlüsse von den Instinkten nach wie vor bewertet. Klassisches Beispiel: Dein Chef guckt dich an mit einem stinksauren Gesicht und du hast das Gefühl: „Oh Scheiße, der schmeißt mich morgen raus, weil ich irgendwie mal wieder Bockmist gebaut habe.“ Die Überlegung mag ja sogar richtig sein, aber was dann passiert, ist eben völlig unrealistisch, nämlich dein Instinkt kriegt das Signal: „Gefahr – Oha, Lebensgefahr“, und für das emotionale Gehirn, also diesen älteren Gehirnteil auch, das limbische System, gibt es keine rationalen Argumente. Da gibt es nur Lebensgefahr oder eben gerade keine Lebensgefahr. Und wenn keine Lebensgefahr ist, dann kommt es darauf an: Wie kriege ich Sex? Wie kriege ich was zu essen? Mehr oder weniger. Für diesen Teil des Gehirns ist das Leben sehr einfach. Aber wenn diese beiden Gehirnteile miteinander kommunizieren, dann kommt es zu jeder Menge Missverständnisse. Und das erzeugt, sagen wir mal, 99 Prozent des Unglücks, das wir in unserem Leben heutzutage erleben, denn echte Probleme im Sinne von überlebensrelevanten Problemen haben wir ja eigentlich überhaupt nicht mehr. Und deswegen sind die Instinkte in uns wahnsinnig mächtig und man sollte sich dessen bewusst sein und deswegen auch manchmal hinterfragen, ob man jedem Angstgefühl oder jedem unangenehmen Gefühl unbedingt nachgehen muss, ob überhaupt wirklich Gefahr besteht. In den allermeisten Fällen ist man nämlich viel besser dran, wenn man sich mal kurz klarmacht, dass diese Angst unrealistisch ist.

Sebastian: Ja, ich fand das jetzt super von dir zusammengefasst. Im Buch ist das auf mehreren Seiten so detailliert beschrieben, dass einem das so klarmacht, wie man es besser machen kann. Das war wirklich eine der Schlüsselszenen im Buch für mich. Also das hat mich tief beeindruckt und hat mir extrem weitergeholfen.

Jörg Starkmuth: Das freut mich.

Umgang mit Angst – Was ist in zwei Jahren?

Sebastian: Wenn man es so runterbricht, wirklich wie du es gerade gesagt hast, dann ist man bei den paar Instinkten und den paar Ängsten und dann kann man ja sagen, wenn man mal überlegt, auch vielleicht ein, zwei Jahre weiter: Kann man sich denn überhaupt noch an den Moment erinnern? Nein, wahrscheinlich ist der einfach weg. Und dann hat man plötzlich eine Leichtigkeit in seinem Leben. Also unbedingt die Seiten lesen.

Jörg Starkmuth: Ja, genau. Das ist aber auch ein guter Tipp. Da bin ich auch noch nicht drauf gekommen. Also der Gedanke ist super: Kann ich mich da in zwei Jahren noch dran erinnern? Weil an die wirklichen Probleme oder zumindest an die, wo man wirklich länger dann auch an der Lösung basteln musste, an die erinnert man sich.

Sebastian: Sonst kannst du auch gerne zehn Jahre nehmen. Irgendwann ist es weg.

Jörg Starkmuth: Ja, genau, da fragt man sich auch: Hat sich das eigentlich gelohnt? Das kann man sich übrigens direkt schon fragen, wenn die Situation vorbei ist: Hat sich das eigentlich gelohnt, dass ich mir so viel Stress gemacht habe? Habe ich es dadurch irgendwie besser hingekriegt?

Sebastian: Äh – Nein. Ja, dann ist es bei mir so, dass ich mich in letzter Zeit immer mehr mit innerer Stille auch beschäftige. Dazu hast du natürlich auch einige Passagen im Buch, die sehr interessant sind. Besonders beeindruckt hat mich dabei auch was, was wieder in die gleiche Richtung geht wie gerade, nämlich du beschreibst einen Badeausflug und da beschreibst du auch, was du daraus für dich gemacht hast.

Wenn ich das Meer bin, dann brauche ich doch keine Angst davor zu haben

Jörg Starkmuth: Ja, das war ein Seminarurlaub vor inzwischen doch einigen Jahren. Da ging es auch viel um das Leben und Glück und Unglück und so. Vielleicht war ich auch deswegen schon so ein bisschen so getrimmt. Dann haben wir mal so aus Spaß einen kleinen Ausflug ans Mittelmeer gemacht und mit Wasser habe ich ein zwiespältiges Verhältnis. Als Kind fand ich Wasser ziemlich furchtbar, weil, ich bin wohl beim Babyschwimmen mal traumatisiert worden. Damals war das Wasser noch nicht so warm und das hat mir alles keinen Spaß gemacht. Und ich war generell immer ein relativ unkörperlicher und ängstlicher Mensch. Und deshalb: Ich habe Wasser irgendwie geliebt und gleichzeitig hatte ich Angst davor. Und dann war ich da im Mittelmeer, ich konnte inzwischen ganz gut schwimmen auch – habe ich zwar erst mit 12 gelernt, aber da konnte ich es dann schon. Da war ich bestimmt schon 30 oder so, aber da waren ziemliche Wellen und das Meer löst in mir riesigen Respekt aus, vor allem wenn es Wellen gibt. Und ich hasse es, unter Wasser zu kommen bis heute, und das sind so Urängste. Da spielen auch Instinkte wieder mit und zusammen mit Prägungen, Konditionierungen, wie ich halt gerade angedeutet habe. Aber da ist tatsächlich irgendwas Seltsames passiert, wahrscheinlich aufgrund der Gespräche, die ich vorher mit den anderen hatte bei diesem Seminar. Und es war dann so, dass ich plötzlich den Gedanken hatte – es war nämlich so ein Gedanke in diesen Seminaren gewesen, dass wir ja im Grunde alle miteinander verbunden sind – hatten wir ja vorhin, dass alles eins ist. Da hatte ich plötzlich den Gedanken: „Moment mal, wenn ich das Meer bin, dann brauche ich doch keine Angst davor zu haben.“ Und dieser Gedanke war irgendwie einerseits so absurd und andererseits auch so einleuchtend, der muss irgendwie meinen Verstand zum Absturz gebracht haben. Und wenn der Verstand, unser Intellekt, unser logisches Denken aussetzt, dann passiert was Interessantes, und das habe ich da zum ersten Mal so richtig bewusst erlebt, nämlich so eine Gedankenstille. Und dann war plötzlich die ganze Umgebung vollkommen klar vorhanden. Ich habe diese Geräusche vom Meer plötzlich ganz klar und ganz nah gehört, auch alle anderen Geräusche, aber alles, ohne es zu interpretieren. Es war einfach nur da. Einerseits waren diese Geräusche alle da und andererseits war totale Stille in mir. Und das war Gedankenstille. Das ist das, was man, wenn man das über einen längeren Zeitraum hinbekommt, auch als Erleuchtungserfahrung bezeichnet und was eigentlich das Ziel jeglicher Mediation ist, wenn man bei der Meditation überhaupt von Ziel sprechen kann, aber im Prinzip ist es das. Man möchte diese innere Stille haben und die ist auch eine super Voraussetzung zur Persönlichkeitsveränderung oder einfach auch nur zur Erholung. Aber in dem Moment war mir klar: „Ach, das ist das“, und in dem Moment war der Verstand natürlich wieder da. Er hat gesagt: „Ach, das ist das, was die immer meinen, die davon sprechen.“ Leider war es in dem Moment dann vorbei, aber trotzdem habe ich das als sehr beglückend empfunden und das waren wirklich nur Sekunden. Lass es vielleicht fünf oder zehn Sekunden gewesen sein, aber seitdem weiß ich, was damit gemeint ist und wie sich das anfühlt – zumindest anfühlen kann. Das kann wahrscheinlich noch viel intensiver werden. Wenn man sich komplett vom Denken und auch von der äußeren Sinneswahrnehmung entkoppelt, dann können sehr fantastische Dinge passieren. Das reicht bis zu außerkörperlichen Erfahrungen, Visionen, anderen Dimensionen, die man bereist. Hochspannendes Thema, mit dem ich mich zurzeit sehr viel beschäftige, übrigens und wo ich auch mehrere Bücher zu dem Thema veröffentlicht habe – nicht von mir, sondern von anderen Autoren. Das ist eine Riesendimension, die sich da eröffnet. Und das war für mich quasi der erste kleine Einblick da rein und das ist bis heute auch einer der ganz wenigen geblieben, weil, man braucht Selbstdisziplin dafür und Entspannung. Alles schwierige Dinge, wenn man im Alltag feststeckt, aber ich habe diesen Einblick gewonnen und da bin ich bis heute dankbar dafür.

Sebastian: Sehr interessant und sehr tiefgründige Erfahrung, die du da beschreibst. Der Anlass, gut, der könnte besser sein, aber ich glaube, die Erfahrung war es auf jeden Fall wert. Zum Thema außerkörperliche Erfahrungen gibt es in deinem Verlag ja auch ein Buch von Jürgen Ziewe. Wie heißt das noch mal?

Jörg Starkmuth: „Der multidimensionale Mann“.

Sebastian: Ja, genau.

Jörg Starkmuth: Ja, genau, das ist jetzt ganz neu rausgekommen. Wirklich ein super Buch. Also das verkauft sich auch sehr gut, muss ich sagen. Ich will hier keine Werbung machen, aber das ist sehr unterschiedlich, wie beliebt diese Bücher sind. Und das ist wirklich sehr beliebt, weil es hochspannend einfach zu lesen ist, wo jemand seine inneren Reisen wirklich im Detail beschreibt und auch analysiert quasi mit einer Rationalität, die selten ist bei diesen Menschen, die solche Erfahrungen machen. Das hat mich persönlich sehr angesprochen, weil ich ja auch sehr rational an diese Dinge drangehe.

Sebastian: Lieber Jörg, dann danke ich dir. Wir haben ein wirklich aus meiner Sicht superinteressantes Interview geführt, bei dem ich auch wieder noch mal ein bisschen die Themen aus deinem Buch auffrischen konnte, was immer sehr zu empfehlen ist. Auf jeden Fall ist auch zu empfehlen, dein Buch öfter zu lesen, weil man dann immer wieder noch neue Sachen entdeckt. Da sind auch immer diese superpraktischen grauen Kästen drin, wo du alles noch mal zusammenfasst. Ich habe mir dann alles wieder bunt angemalt und gehe dann immer fleißig durch und gucke mal, was ich wieder Neues entdecken kann. Also noch mal ganz, ganz herzlichen Dank, Jörg, dass du dir heute die Zeit genommen hast, auch dein Wissen noch mal per Podcast den Hörern zugänglich zu machen. Und ich hoffe, dass ich noch weiter viel von dir lesen darf, und bedanke mich noch mal für das Interview.

Jörg Starkmuth: Ja, alles klar. Danke, dass ich dabei sein durfte. Hat mich sehr gefreut.

Sebastian: Danke. Tschüß, Jörg.

Jörg Starkmuth: Bis dann, tschüß.

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