74 Die Lehre geht, die Leere kommt

Kürzlich erschien es mir so, dass aktuell die Lehre fehle, und dadurch die Leere kam. So gab es in der jüngeren Vergangenheit viele Meister und Gurus, deren individuelle Lehren ich genossen, aufgesogen und verdaut habe. All das gab es. Hier konnte ich tief eintauchen und mich der Energie dieser Lehren bedienen. So wurde meine, eigene Leere gefüllt. Nun waren die Lehren gegangen. Die Leere, meine Leere war zurück und sie war deutlich spürbar.

Diese Leere führte bei mir zu einer Unzufriedenheit, zu einem ewigen Warten. Warten auf die nächste Lehre, auf die nächsten Inhalte.

So geht es vielen: Sie suchen und finden eine Lehre. Manche bleiben bei ihr für immer, z. B. in Sekten, bei Gurus oder Programmen. Andere gehen weiter zur nächsthöherschwingenden Lehre. Danach gehen sie weiter zur nächsten Lehre. Vielleicht bleiben sie hier, vielleicht geht es für sie von dort auch wieder weiter zur nächsten Lehre, zum nächsten Guru, zum nächsten Meister. Dort verweilen sie dann und fühlen sich gut aufgehoben. Alles ist einfach, da es vorgelebt oder vorgebetet wird.

Die Flucht aus dem jetzt als Ausweg?

So geht es weiter, bis ihr Leben endet. Sie füllen ihre eigene Leere mit den Lehren der anderen. Oder sie bleiben immer weiter auf der Suche. Doch die Suche wird den gewünschten Erfolg vermissen lassen.

Manche resignieren und kehren sich weg von der Lehre. Dann lenken sie sich ab und versinken in der Ablenkung.

Andere versuchen es mit der Flucht aus dem Jetzt, indem sie lange und weite oder auch kurze Reisen machen, auswandern oder einen Tapetenwechsel brauchen. Ihnen wird alles zu eng. Alles ist immer gleich, eintönig, da wo sie sind. Das soll anders werden. So sind sie ruhelos, rastlos. Immer auf der Suche nach dem Ort, der den Frieden oder die Erkenntnis bringt. Welcher Ort mag das wohl sein? Wo ist dieser Ort? Wohin führt sie die Suche?

Das Finden hingegen, das Finden macht den Unterschied und bringt die gewünschten Ziele. Gefunden werden kann da, wo bereits ist. Der Ort des Friedens, der gewünschte Ort des Ankommens war bereits immer in Dir und wird es immer sein. Er ist es, den Du finden kannst. Dazu dürfen die Lehren der Leere weichen.

Denn Du bist Deine Lehre. Du selbst füllst Deine Leere.

Ganz egal wo Du jetzt bist, dieser Ort ist der Ort, an dem Du Dich finden kannst. Tief in Dir ist das, was Du suchst.

Wie kannst Du es finden?

Es ist immer da. Es wird nur übertönt.

Übertönt durch Gedanken an Deine Zukunft. Darin eingeschlossen sind Unsicherheiten, Sorgen, Ziele und Ängste sowie Grübeleien.

Übertönt durch Gedanken an Deine Vergangenheit. Darin eingeschlossen sind Zweifel, Scham, Schuld, Reue sowie Unzufriedenheiten.

Yesterday is history, tomorrow is a mystery. Das Gestern ist Geschichte. Das Morgen ist ein Geheimnis.

Hole deshalb Deine Gedanken ins Jetzt, in diesen Moment. Sie werden immer wieder versuchen in die Zukunft oder Vergangenheit auszuweichen. Hole sie beharrlich zurück. Ziehe Deine Gedanken immer wieder in das Jetzt, ja zwinge sie gar in das Jetzt. So werden sie sich beruhigen.

Dein Verstand ist ein Geschenk

Möglicherweise neigst Du dazu, Deinen Verstand, der diese Gedanken in die Vergangenheit und Zukunft produziert, abzuwerten. Mache Dir dabei bewusst, dass Dein Verstand ein Geschenk ist. Nur mit ihm kannst Du so leicht und locker leben, wie Du das tust. Er weiß, wie Du eine Straße überqueren kannst, wie Du kochen kannst, wo es Essen und Trinken gibt. Er weiß auch wie Sprache funktioniert und er regelt für Dich Deinen Alltag, er ist für den reibungslosen Ablauf Deines Lebens bedeutend. So hat Dein Verstand viele, viele Aufgaben, die für Dich hilfreich und nützlich sind.

Dein Verstand hat auch seine Grenzen. Die darfst Du ihm setzen. Die Vergangenheit ist vergangen und Geschichte. Dein Verstand nutzt sie noch, um Erkenntnisse daraus zu ziehen. Für den täglichen Ablauf ist das hilfreich. Die Ampel ist rot, ich bleibe stehen. Dafür darfst Du ihm danken.

Zweifel, Scham, Schuld, Reue sowie Unzufriedenheit und noch vieles mehr kann er sich sparen. Da hat er Pause.

Ebenso, wenn es um die Zukunft geht. Die Zukunft ist offen und ein Geheimnis. Er plant, wann Du wieder einkaufen gehen solltest, wann Du losfahren solltest, um rechtzeitig anzukommen. Darin ist er ein Meister. Danke ihm dafür! Er fängt an sich zu sorgen, zu ängstigen oder verbreitet Unsicherheiten? Das kann er sich sparen. Lebe völlig sorgenfrei. Bei diesen Themen hat er Pause.

Werdet wie die Kinder

So weißt Du ihn zu schätzen, Deinen Verstand. So kennst Du seine Grenzen. So setzt Du ihm seine Grenzen. So bist Du frei. So bist Du im Moment. Nimm jeden Moment wahr! Schule Deine Wahrnehmung. Nimm wahr, was ist! Sei wie ein Kind. Lerne bei den Kindern, werde wie ein Kind. Kleine Kinder leben sorgenfrei, angstfrei, unbekümmert, ziellos und vertrauen. Sie wollen und nehmen einfach an, was sie bekommen.

Sie sind. Sie machen genau das, was sie spüren, was sie wahrnehmen und was sie fühlen. Sie folgen naturgemäß ausschließlich ihrer inneren Stimme. Diese innere Stimme erzählt ihnen alles.

Bei den Erwachsenen redet diese innere Stimme auch laufend. Sie wird nur übertönt von den Gedanken, die sich in der Zukunft oder der Vergangenheit befinden. Manchmal, ganz selten, kommt sie durch. Dies sind ganz besondere, gar magische Momente.

Spüre und fühle, wie das, was ist sich anfühlt. Dann bleibe darin oder wähle etwas anderes. Folge Deiner inneren Stimme. Sie war immer da, sie ist immer da und will von Dir ebenfalls wahrgenommen und gehört werden.

Es gibt all diese Bilder noch in uns, die die Kinder haben, sie sind nur übermalt mit unseren Erwachsenen-Bildern.

Wer einmal sich selbst gefunden hat, hat auf dieser Welt alles gefunden

Entdecke die Kleinigkeiten, die Dein Leben so besonders machen. So verschwinden die Störgeräusche und es wird still. So beruhigst Du Deine Gedanken. So lichtet sich der Moment und Du kannst finden. Du kannst Dich finden. Es ist die schönste und anspruchsvollste Aufgabe, die wir als Menschen haben.

Dazu noch ein Sprichwort: Wer einmal sich selbst gefunden hat, hat auf dieser Welt alles gefunden.